Straßenmusik in Dresden wird zum Politikum


Wer sich für Straßenmusik entscheidet, wird zeitnah mit der Bürokratie im Lande Bekanntschaft machen. Um nicht gleich entmutigt zu werden, braucht man ein dickes Fell und auch etwas Glück.

Im Jahr 2002 hatte ich meine ersten Versuche diesbezüglich gemacht und kam auch ganz gut durch. Sobald man sich allerdings elektronisch verstärkt, kommt alles in eine andere Liga und das Ordnungsamt ist der Schiedsrichter. 

Glücklicherweise waren meine erste Jahre mehr durch die peruanischen Kollegen gestört als vom Amt. In dieser Zeit konnte ich meine Erfahrungen machen. Beim Städtereisen bekommt man dann auch sehr schnell mit, dass jede Stadt anders mit Straßenmusik umgeht. Einfach ist es nicht und wenn man alleine auf der Strasse spielt, ist das was gaaaanz anderes als mit einem Duo oder in einer Gruppe!

In Dresden war im Prinzip alles schon mal verboten, aber oben erwähntes Glück ließ bei mir einiges zu. Als sich das änderte, wurden Besuche im Straßen- und Tiefbauamt zur Regel und ich schrieb einige offenen Briefe. Ständig gab es den Kampf um die Möglichkeit, doch spielen zu können. Verstärker waren natürlich verboten, was für mich als Sänger und Solist das Aus bedeutete. Nach all meinen Bemühungen ging dann plötzlich doch ein Weg dahin. Selbstverständlich brauchte man dazu eine Sondernutzungsgenehmigung, die ich auch für eine Kostenpauschale erhielt. Die Freude darüber war riesig. Endlich keinen Stress mehr und das Ordnungsamt war auch glücklich, konnten sie doch endlich wippend an mir vorbei laufen und wir uns freundlich grüßen. Irgendwie ahnte ich, dass dies zu schön ist, um wahr zu sein. Immerhin ging das eine Weile gut, bis man sich daran störte, dass CDs mit seinen Liedern oder Interpretationen zusätzlich neben dem Hut standen. Nach heftigen Hin und Her war aber auch das mit einer Kostenpauschale wieder möglich. 

Da nichts bleibt, wie es ist, zogen irgendwann wieder dunkle Wolken auf. Die Stadt machte mobil und die Bürgermeisterin, Frau Orosz, wurde bedrängt, hier mehr durchzugreifen.

Ohne zu wissen, was vielleicht dahinter steckt, tat sie das auch. Da ich aber nicht umsonst all die Jahre für die Musik gekämpft hatte, brachte mich das wieder auf den Plan.

Einige offene Briefe etc. folgten und gingen wieder an Politik und Stadtverwaltung. Daran beteiligten sich dann auch andere Initiativen und Straßenkünstler. Es gab Redezeiten für uns bei Stadtratssitzungen und später auch einen Runden Tisch. Interessant war schon, dass Stadtrat und Bevölkerung mehrheitlich hinter der Musik standen und stehen. Lediglich die Verwaltung und einige wenige Anwohner sahen sich gestört. Allerdings kann ich das in Teilen auch nachvollziehen. Es gibt eine große Anzahl  Musiker, die nach Dresden kommen und JEDEN TAG in der Altstadt musizieren. Das sind meist gute Musiker aus Osteuropa. Aber selbst die beste Qualität kann einen zur Verzweiflung bringen, wenn übertrieben wird. Leider fehlt diesen Musikern jegliche Sensibilität, ihr Wirken nicht zu überzustrapazieren. Vor allem deshalb wurden  die Verbote eingeführt. 

Jetzt ist es noch ruhig, doch der Stadtrat mit der rot-rot-grünen Mehrheit kämpft weiter dafür, dass wieder uneingeschränkt gespielt werden darf. 

Natürlich freut mich das einerseits. Anderseits jedoch weiß ich, was die Folge sein wird. Wir werden wieder überschwemmt von unsensiblen Musikern und drehen uns im Kreise, bis.....genau, wieder ein Verbot her muss.

Auf der Unterseite "Offene Briefe" sind für den geneigten Leser meine diversen Schreiben zum Thema chronologisch aufgelistet. 


Hier die letzten Aktivitäten im Kampf um Straßenmusik in Dresden

Am 3.6.14 waren Arne und ich bei einer Sitzung des Dresdner Kulturausschusses dabei.  Ergebnis:  Die Straßenmusikregelung für Dresden wurde auf 2015 vertagt. 

Strassenmusik-Regelung-fuer-Dresden-kommt-erst-2015-Kulturausschuss-kritisiert-Verwaltung-scharf

 

Dann aber,  Überraschung: Plötzlich werden bereits ab August genau die strengen Regelungen eingeführt, gegen die wir schon  im Frühling 2013 protestiert haben! Toll… 

Dresden führt ab August neue Regelungen zur Straßenmusik ein

 

http://www.dresden-fernsehen.de/Aktuelles/Artikel/1355742/Neue-Regelungen-fuer-Strassenmusiker-erst-2015/

SACHSENSPIEGEL  Sendung vom 05.10.13 – Dresden plant strenge Auflagen für Straßenmusiker
Straßenmusiker sorgen in Städten für das richtige Flair beim Flanieren. Doch in Dresden sind Anwohner und Geschäftsleute genervt. Die Stadtverwaltung will Konsequenzen ziehen.

Diverses


Von der Straße in die Charts – Ein lesenswerter Beitrag des Holländers Jan van der Ham in seinem Blog.

http://janvanderham.blogspot.de/2013/05/vanaf-de-straat-naar-de-hitlijsten.html